Morgenspaziergang

Morgenspaziergang
Dietmar Hesse

»Schatz, ich gehe mit dem Hund raus. Wenn ich zurückkomme, frühstücken wir!«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, schloss ich die Tür. Sam, unser treuer Jack Russel, umkreiste meine Beine zwei mal. Er legte den Kopf schief, dann schaute er mich fragend an.
»Ja, jetzt ist der Morgenspatziergang dran!«
Die Melodie von Lady in Black summend, schlenderte ich gut gelaunt Richtung Fluss. Sam inspizierte den Container vom Nachbarn, schnupperte und setzte eine Duftmarke.
»Komm bei Fuß, es ist Brutzeit, da ist Leinenpflicht!« Gehorsam trotte er heran und ließ sich anleinen. Wir erreichten den Feldweg am Ortsende, wo er aufmerksam jedes Grasbüschel untersuchte. Nur als ein Frosch vor seiner Nase quakend in den Bach hüfte, blieb er überrascht stehen.
»Ist gut, der tut dir nichts! Weiter gehts!« Ich genoss diese Spaziergänge in der Natur. Die Luft, der Blick über die Wiesen bis zur alten Windmühle einen Kilometer entfernt, das Gezwitscher der Vögel, wunderschön. Ich sah mich schon mit Block und Federmäppchen bewaffnet zurückkommen, um das in einer Zeichnung festzuhalten.

Continue reading

Winter an der Küste

Eine weihnachtliche Geschichte mit Eva und Jan aus den Toskana-Geschichten und dem Haus der Zypressen.

Vor dem Fenster tanzten die Flocken lustig in der leichten Brise und bedeckten die Landschaft mit Schnee. Gemeinsam hatten sie beschlossen, die Heimat an der Nordsee zum Fest zu besuchen. Sie, um die Familie zu sehen. Er wollte Freunde aus dem Büro treffen. Das alles erschien ihm wie ein Schritt durch das Tor der Vergangenheit. Er fühlte sich in der Wärme der Toskana in der letzten Zeit zuhause. In Gedanken hatte er den Norden Deutschlands schon lange hinter sich gelassen.
   Der Anblick der Dünen unter der Decke aus weißer Pracht ließ ihn jedoch lächeln. Neben ihm drehte sich Eva seufzend auf die andere Seite und schlief entspannt weiter.
   Er betrachtete ihr Gesicht eine Weile, dabei fragte er sich: Womit habe ich mir diese Traumfrau verdient? Hier fühlte sich alles anders an. Es war die Stille. Leises Rauschen der See, das zwischen den Dünen einen Weg zu seinem Ohr fand, versprach ruhige Tage.
   Der betörende Duft frisch aufgebrühtem Kaffees schwebte ihm von unten herauf in die Nase. Frau Harmsen breitete das Frühstück zu. Lächelnd wendete er sich Eva zu und stupste sie liebevoll an. »Der Kaffee ist fertig«, sang er ihr sanft das Lied ins Ohr.
   Sie räkelte sich, grummelte etwas Unverständliches und sah ihn dann fragend an. »Wwwas ist fertig?« Verschlafen setzte sie sich auf.
   »Die Vermieterin bereitet das Frühstück. Wir sollten uns anziehen. Ein wenig frisch machen.«
   »Wie spät ist es denn?«
   »Kurz vor acht.« »Ich schlafe hier so lange, das liegt bestimmt an der Stille. Kein Vogel weckt mich.«
   »Die Möwen stehen an der Küste nicht so früh auf.« Grinsend ging er ins Bad.
    Eva warf ihm ein Kopfkissen hinterher. »Du …«

Continue reading

Ring im Schnee

2015 erschienen in der Anthologie Schneegestöber.
Mila Summers hatte die Idee und mit ihr taten sich 14 Autorinnen zusammen, um für einen guten Zweck zu schreiben.  Ich war als Hahn im Korb dabei. 😛 Der komplette Erlös ging an die Stiftung Bärenherz.

Ring im Schnee

1.
Sein Handy klingelte. Sonja? Zur Mittagszeit an einem Donnerstag? War etwas passiert?
»Thomas hier, das ist aber schön, dass du anrufst. Was gibt es, das nicht bis zum Abend Zeit hat?«
»Hallo, mein Prinz. Ich habe Lust, nachher mit dir einen Schaufensterbummel in der Innenstadt zu machen. Du weißt doch, ich mag den Weihnachtsschmuck in den Straßen. Irgendwo einen Kakao und zum Abschluss fein essen gehen?«
»Gerne, um fünf am Kröpcke, oder ist das zu früh?« Er lächelte bei dem Gedanken, Arm in Arm mit ihr durch die Gassen zu schlendern.
»Das passt gut, dann bis später, ich liebe dich.«
»Ich dich auch, ich freue mich.«

Pünktlich erschien er auf dem Platz und sah sie schon warten. Sie schüttelte beim Blick auf die Uhr mit dem Kopf.
Von hinten schlich er sich an und bedeckte ihre Augen mit seinen Händen. Dabei fühlte er sich wie die Hauptfigur in einem Liebesfilm.
»Thomas?«
»Erwartest du jemand anderen?« Er musste lachen und gab ihr Gesicht frei.
»He du, fast zur verabredeten Zeit.« Sie drehte sich um, schlang die Arme um ihn und gab ihm einen langen Kuss.
»Zur Vorweihnachtszeit ist es hier besonders schön. Dieses Glitzern, die Sterne, die grünen Girlanden?« Sie strahlte ihn mit einem liebevollen Blick an.
»Ja, wunderbar.« Er nahm sie in den Arm, und sie flanierten durch die Straßen. Immer wieder blieb sie vor einem Schaufenster stehen und betrachtete die Auslagen.
»Den Mantel könnte ich mir gut an dir vorstellen, mir gefällt er. Dir auch?«
Thomas verkniff sich ein Grinsen.
»Die Kutte ist nun wirklich nichts für mich. Nee, lass uns weitergehen, meiner ist doch noch gut.«
Am nächsten Geschäft sah sie interessiert Schuhe an. Nur die in einer bestimmten Ecke, keine für diese Jahreszeit geeigneten, eher für einen Opernball.
»Gefallen sie dir?« Er zeigte auf ein Paar rote Pumps mit Absätzen, mindestens acht Zentimeter hoch.
Sie lächelte ihn an.
»Gefallen täten sie mir schon, aber zu welchem Anlass sollte ich solche Schuhe tragen? So nobel sind wir noch nicht ausgegangen!«
War das jetzt eine Spitze? Werde ich ihr zu langweilig? … ging es ihm durch den Kopf.
»Zu welchem Anlass möchtest du sie denn tragen?«
Sie schaute verschmitzt.
»Wenn sie in meinem Schuhschrank stehen würden, da hätte ich bestimmt eine Idee.«

Continue reading

Toskana

2016 erschienen in der Anthologie Sommer und noch mehr des Autorennetzwerk.

Toskana

Ich saß im Zug nach München, um mich mit Autoren zu treffen. Es sollte in die Toskana in einen Arbeitsurlaub gehen. Die frühe Abreise aus Hamburg ließ mich gähnen. Ich schloss die Augen und war schnell eingenickt.
Im Abteil ertönte die Durchsage: »Nächste Station: München Hauptbahnhof! Die Reisenden werden gebeten, den Zug zu verlassen!«
Am Bahnsteig wurde ich von meinen Mitstreitern erwartet.
»Hallo Malte! Schön, dich live zu sehen.«
»Wie war die Zugfahrt?«
»Freust du dich auch so auf die Sonne, wie wir?«
Alle redeten durcheinander und ich wurde stürmisch umarmt. Sie hatten sich hier verabredet, um mich abzuholen: Sylvia, Maren, Monika und Dennis standen lächelnd vor mir.
»Kommt, gehen wir zum Auto, wir haben noch einen weiten Weg nach Italien«, sagte ich. »Der Süden wartet!« Ich schnappte mir Koffer und Tasche.
Dennis ging zum VW-Bus vor, und ich verstaute das Gepäck. Die lange Fahrt war genau das Richtige, um sich besser kennenzulernen. Bisher hatten wir ja nur Kontakt über das Internet.

Continue reading

Tanz im Bauch

Tanz im Bauch
Dietmar Hesse

Am Abend kam ich in der großen Stadt an und betrat gegen neun die Hotel-Lobby. Die Dame an der Rezeption war scheinbar zu Scherzen aufgelegt.
»Benötigen Sie einen Internet-Zugang?«
»Gerne, ist der kostenpflichtig?«
»Ja, der kostet …« Sie sah mich prüfend an, schaute auf den Monitor, dabei raunte sie … »Nichts.«
Ich musste lächeln. Eine attraktive Person, genau in meinem Alter.
»Dann nehme ich den.«
Sie legte mir strahlend den Zimmerschlüssel und einen Zettel mit den Zugangsdaten auf den Tresen.
»Der Aufzug ist dort hinten links. Sie müssen in den vierten Stock.«
»Danke,« antwortete ich immer noch etwas verwirrt und betrat wenig später mein Zimmer.
Messen teile ich mir in zwei Blöcke. In den aktiven, spannenden Part der Begegnungen, Gespräche tagsüber. Dann die langweiligen Fernsehabende im Hotel.
Ich schlenderte, nachdem ich die Sachen eingeräumt hatte, nach unten, um eine Zigarette zu rauchen.
Auf dem Weg zurück hörte ich von der Rezeption tatsächlich ein »Schlafen Sie gut!«

Continue reading

Ich bin wieder da!

Nachdem ich für lange Zeit als Dinah Herbst geschrieben habe, ist es jetzt soweit.

Dietmar Hesse kommt als Autor wieder!

Thriller versuche ich euch zu geben. Mal schauen, wie ihr das seht.

An vielen Covern haben wir uns versucht. Beim ersten Mal für mich nicht einfach, eine Entscheidung zu treffen. Keiner dieser Entwürfe hat es geschafft.

Ihr lacht bestimmt. Noch nichts geschrieben, aber schon am Cover basteln …

Ganz so ist es nicht. In den letzten Wochen habe ich 35 000, in Worten fünf und dreißig tausend, in das Programm geschrieben. Noch ein paar Tage, dann überarbeite ich den Text und er geht ins Lektorat.

Ein kleiner Auszug gefällig?

»Streicher, komm zu mir.« Er hatte die Promenadenmischung nach einer Figur aus dem Herrn der Ringe benannt, die wie der Racker nicht auf andere hörte.
   Der lief zehn Meter vor und fing unter der Brücke an, laut zu kläffen.
Grinsend stiefelte der alte Mann hinter dem Hund her. Kaninchen oder Mauseloch, was bellte der Bursche da an. Als er seinen Kameraden erreicht hatte, verschlug es ihm das Grinsen.
   Da lag eine junge Frau am Boden, im ersten Moment sah es so aus, als ob sie schliefe. Als er noch zwei Schritte näher kam, sah er das Grauen in ihrem Gesicht. Erschrocken über das, was sich seinen Augen darbot, rief er den Hund zu sich.
   »Schleicher, bei Fuß.« Dem energischen Befehl folgte der Racker sofort. Mit eingezogenem Kopf schlich er zu ihm und ließ sich anleinen.
   Er hatte schon beim Anblick des Mädels sein Smartphone aus der Tasche gezogen und die 110 gewählt.

Nun ja, das sind nur einige Wörter, wenn sie euch neugierig machen, im Januar soll es losgehen.

Ich melde mich hier wieder des öfteren.

Bis Bald,
euer Dietmar Hesse

Ich hab geträumt heut Nacht

Ich sitze am Arbeitsplatz und ein Notruf Fenster poppt auf.
Messe Frankfurt. Ich nehme den Anruf an.
»Guten Tag, die Notrufzentrale, mein Name ist Dietmar Hesse, bitte sprechen sie.«
Eine Frauenstimme antwortet. Der Fahrstuhl ist stecken geblieben.«
»Wie viele Personen befinden sich im Aufzug«
»Wir sind zu fünft.
»Ich werde so schnell wie möglich Hilfe schicken. Es kann ihnen nichts passieren. Ich weiß, es ist eine eigenartige Situation, aber bleiben sie ruhig. Gesundheitlich geht es allen gut?«
»Uns geht es gut, aber wir wollen hier raus!«
»Das verstehe ich, versuchen sie nicht, sich selbst zu befreien. Ich rufe einen Kollegen, der befreit sie aus der misslichen Lage. Ich melde mich gleich wieder in der Kabine.«
Gerade als ich auflegen will, höre ich eine fragende Stimme. »Sie heißen Dietmar Hesse?«
Ich werde rot. »Ja, warum fragen sie?«
»Ich kenne jemanden mit dem Namen. Der schreibt Geschichten.«
»Wer sind sie?«
Sie nennt ihn mir, und ich sacke in meinen Stuhl zusammen. »Wir waren eigentlich für heute am Messestand verabredet.
»Hallo, ich freue mich, auch wenn die Situation nicht schön ist. Tut mir leid, musste hier für einen kranken Mitarbeiter einspringen. Ich kümmere mich jetzt schnell darum, dass ihr da raus kommt. Bin gleich wieder bei euch.«
Ich höre, wie im Aufzug aufgeregt durcheinandergeredet wird.
»Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«
»Ja, die Mädels hatten sich das erste Gespräch mit dir nur anders vorgestellt.
Die Kollegen neben mir sehen mich fragend an. Ich grinse nur blöd zurück.
Schweißgebadet wache ich auf. Ein Blick zur Uhr. Zwei in der Früh. Heute ist der 18. Juli. Die Messe ist in drei Monaten.
Beruhigt schlafe ich wieder ein.
.

Threats – Umweg für die Liebe

Sonja wird vor ihrer Haustür von einem maskierten Mann überfallen und bedroht. Ihre Welt gerät aus den Fugen. Wer ist der Unbekannte und wieso hat er sie ermahnt, den Mund zu halten? Worüber soll sie schweigen?
Sie ist ratlos und verängstigt. Was tun? Ihr erster Gedanke gilt Thomas, dem vertrauten Fremden, den sie vor Kurzem kennengelernt hat. Nur ihn will sie jetzt sehen.
Kann Thomas ihr die Angst und den Schrecken nehmen? Können sie gemeinsam herausfinden, was es mit dem Überfall auf sich hatte?
Die beiden geraten schnell in eine Situation, die ihnen über den Kopf zu wachsen droht und nicht nur ihre Gefühle für einander auf eine harte Probe stellt.

 

2014 unter dem Titel Achterbahn erschienen – jetzt überarbeitet mit neuem Cover. »Threats – Umweg für die Liebe«

Raunen der Zypressen

Raunen der Zypressen

Eva und Jan, ein glückliches Paar in der Toskana. Alles könnte so schön sein.
Doch überraschende Besucher im Haus der Zypressen sorgen für Zwist. Zuerst der Vater, der kam, um den Lebenspartner seiner Tochter zu vergraulen. Dann Jans Freund aus Husumer Zeiten, der einen Vamp mitbringt, vor dem kein Mann sicher scheint. Auch Jan nicht? Ob das gut geht? Stress und Missverständnisse sind vorprogrammiert – keine einfache Situation für eine junge Liebe.

Duft der Zypressen

Duft der Zypressen

Jan, Kriminalreporter, hat daheim schreckliche Zeiten durchgestanden. Um sich abzulenken, den Albträumen zu entfliehen, fährt er in die Toskana.
Hier versucht er zur Ruhe zu kommen. Er will etwas Neues ausprobieren und beschließt, einen Liebesroman zu schreiben. Nur fehlt ihm eine Muse.
Das Bild der Hauptperson, der Frau zum verlieben, erscheint in seinen Gedanken einfach nicht.
Dann taucht eine Dame auf, die ihn in ihren hellblauen Augen fast ertrinken lässt …

Eva und Jan, zwei Menschen in der Mitte ihrer Jahre. Beide haben schöne Tage und Momente des Grauens erlebt. Führt sie die Toskana, die andere Art hier mit dem Tag umzugehen, in ein gemeinsames Leben?

Leseprobe: