David und das Pfauenauge – Dietmar Hesse

David rannte durch den strahlenden Sonnenschein über die Wiese in Richtung Bach. Mit seinen sechs Jahren wusste er schon ganz genau, was er wollte. Unten zu den Weiden, wo die Brennnesseln standen. Dort gab es immer was zu bestaunen, besonders die bunten Schmetterlinge hatten es ihm angetan. Ihre flatternden Bewegungen im Licht erinnerten ihn an die Zauberwesen aus den Abendgeschichten, die ihm die Mama vorlas, wenn er sie darum bat. Feen, die im Garten bei den Blumen wohnten und die Menschen verzauberten.
Mit einem Blitzen in den Augen lief er auf die Büsche am Bachufer zu, die bunten Farben der Falter schon fest im Blick. Leicht aus der Puste blieb er stehen und betrachtete verzückt die Farbenvielfalt. Vorsichtig streckte er die Hand aus um sie nicht zu verschrecken. Er durfte keinen anfassen, das wusste er. Sonst würde die Pracht wie Puder auf seinen Fingern bleiben und die verzauberten Wesen nicht mehr fliegen können. Mit Hingabe schaute er auf das Öffnen und Schließen der Flügel. Welch ein Bild. Er nahm die Zeichnung eines Tagpfauenauges tief in sich auf.
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